Mit unserer 54 fuss Stahlyacht und unseren Gästen, möchten wir die Naturwunder Patagoniens geniessen und besuchen. Auf den 14 tägigen Reisen wollen wir Kap Hoorn erobern und die Gletscher der Chilenischen Anden und ihre Fjorde besuchen. Beeindruckende Eiswände, schwimmende Gletscherabbrüche, stiebende Wasserfälle. Unter Segeln werden wir die natürliche Schönheit des südlichen Patagoniens geniessen können: Biber, Guanacos, Seehunde, Delfine und Kondoren.
1. Tag Ushuaia (54°56'S / 67°36'W)
Die Gruppe wird in Ushuaia (Arg.) an Bord genommen, alle Ein- und Ausreiseformalitäten werden abgewickelt. Einführung ins Bordleben : Funktionsweise der Salz- bzw. Frischwasserein- u. Ausgänge, Bordelektronik, Segeltechnik, Ankermanöver, Wetterbedingungen, Sicherheitsmaßnahmen, Routenbeschreibung, Einteilung der Wachmannschaften und sonstiger Aufgaben an Bord. Segeln auf dem Beagle Kanal bis Puerto Williams
2. Tag Puerto Williams
Wir legen im 'Seno Lauro' bei der 'Micalvi' an, einem verschrotteten chilenischen Marineboot, das als Yachtanleger und Hafenbar Dienst tut. Der 'Seno Lauro' ist einer der besten Naturhäfen dieser Gegend, mit Blick auf die schneebedeckten bizarren Gipfel des 'Dientes de Navarino'.
In der Hosteria Pusaki, die hauptsächlich mit yamanischem Kunsthandwerk eingerichtet ist, können wir vielleicht unsere ersten Centollas (King Crab) genießen. (Die Feuerlandindianer rund um Kap Hoorn wurden Yamanas genannt). Letzte Endlosduschen an Bord der 'Micalvi'.
3. Tag Puerto Toro (55°05'S / 67°06'W)
Letzte Besorgungen in Puerto Williams, einem 1200 Seelendorf, das sehr von der chilenischen Marinebasis geprägt wird. Die Holzhütten werden mit Holzöfen geheizt, anstelle von gepflasterten Bürgersteigen werden die Schotterstraßen von Holzbretterwegen eingefaßt. Bis zum Brand im Sommer 1994 hatte die Marine mit ihren Verkaufsstellen für die Lebensmittelgrundversorgung gesorgt.
Jetzt sorgen kleine Supermärkte für die Versorgung der Bevölkerung.
Im "Zenturm" von Puerto Williams gibt es nebst einigen Boutiquen zwei Telefonzentren, wovon eines Internet anbietet. Alles ist zu haben, aber eben nicht zu jeder Zeit und wenn dann nur eine Sorte. Ein Denkmal erinnert an die Rettung der Shackleton-Crew auf Elefant-Island Anfang des Jahrhunderts, es besteht aus dem Bug des Rettungsschiffes Yelcho, das von South Georgia aus zu Hilfe kam. Im nahebei gelegenen Dorf Ukika soll die letzte noch lebende Yamana-Indianerin wohnen. Ein touristische Sensation, dessen sich überraschend viele rühmen. Der Besuch des 1975 eröffneten Martin Gusinde Museums lohnt sich jedoch sehr, da es einen sehr guten Einblick in die Geschichte und Schicksale der Feuerland-Indianer bietet.
Abfahrt nach Puerto Toro (30 Seemeilen (SM)), der südlichsten menschlichen Siedlung der Erde mit ca. 50 Männern, Frauen und Kindern. Hier haben wir auf unserem letzten Besuch den scheidenden chilenischen Präsidenten getroffen, der gerade seinen Abschiedsbesuch hielt. Wer weiß, vielleicht haben wir erneutes Glück.
Wir werden versuchen, mehrere Eimer voll Centollas (King Crab) oder Centollones (False King Crab) gegen eine Flasche Whisky zu tauschen, so daß für die nächsten Abendessen erst mal gesorgt sein wird.
4. Tag Bahia Scourfield (55°45'S / 67°20'W)
Für Frühaufsteher besteht die Möglichkeit, einige der vielen Biberdämme zu besuchen, den Baumeistern bei der Arbeit zuzuschauen, sich möglichst nicht zu sehr im dichten und nassen Unterholz zu verlaufen, den Indianer-Friedhof zu besuchen und dann rechtzeitig zum Frühstück und zur Abfahrt wieder an Bord zu sein.
Wir verlassen 'Isla Navarino' und erreichen über den 'Paso Richmond', der zwischen der 'Isla Lennox' und 'Isla Nueva' hindurch führt, den offenen Atlantik. Diese drei Inseln waren jahrelang der Anlaß für militärische Auseinandersetzungen zwischen Argentinien und Chile, bis der Papst 1976 die Inselgruppe den Chilenen zusprach. Dem Papst mußte sich zähneknirschend selbst Argentinien beugen. In der Nähe der 'Islas Evout' können wir sicher sein, auf Albatrosse zu stoßen, da sich hier eine wichtige und zudem äußerst seltene Kolonie angesiedelt hat. Wir erreichen die Wollaston Inselgruppe und ankern in der 'Bahia Scourfield' oder der 'Caleta Middle'. Noch 15 SM bis zum Kap. Wird uns das Wetter morgen eine Weiterfahrt erlauben?
5. Tag Caleta Martial (55°50'S / 67°18'W)
KAP HOORN - Kap der äußersten Herausforderungen - vieler Schicksale und Verzweiflungen - Kap vieler Seeleute, die hier ihr Leben ließen - Symbol für's Ende der Welt 1616 entdeckten Le Maire und van Schouten auf ihrem hollänidischen Expeditionsschiff, der 'Eendracht', dieses Kap und damit einen neuen Seeweg nach Indien. Sie benannten das Kap nach ihrem vor wenigen Wochen verloren gegangenen Schiff, der 'Hoorn', sowie ihrem Heimathafen, Hoorn an der Zuiderzee. Heimweh war auch diesen Kapitänen wohl nicht fremd.
Bei gutem Wetter können wir in der Caleta Leòn vor Anker gehen und die drei Leuchtturmwärter von Kap Hoorn besuchen. Alle 3 Monate wird die Besatzung ausgetauscht. Sie leben hier zusammen mit einigen Hunden in einer Blechhütte. Es gibt eine Kapelle und eine Postamtshütte, in dem man sich auch in das Gästebuch eintragen kann. Seit einigen Jahren hält dort auch das französische Denkmal zu Ehren der Kap-Hoorn-Fahrer den endlosen Stürmen stand.
Wer weiß, vielleicht begegnen wir hier sogar einem einsamen Ruderer oder Surfer oder Schwimmer, denn auch diese Rasse kopfloser Abenteurer nimmt sich das Kap als "die letzte Herausforderung" ab und zu vor.
Auf jeden Fall können wir den gewaltigen ozeanischen Wassermassen zusehen, die auf uns zu treiben und von denen wir annehmen können, daß sie niemals etwas anderes als Kap Hoorn oder die Antarktis zu Gesicht bekommen haben, denn auf ihrem Weg rund um die Erde liegt weiter kein Land. Die Aussicht ist atemberaubend: vor uns liegt die Drake-Passage und hinter uns die gewaltige 3000 Meter hohe Darwin-Bergkette. Diese schneebedeckten Gipfel sind der Anfang der Anden, welche sich bis Venezuela durch den gesamten südamerikanischen Kontinent ziehen.
Nach dem Besuch von Kap Hoorn ziehen wir uns in die Caleta Martial zurück oder ankern in einer der geschützten Buchten nördlich vom Kap.
6. Tag: Bahia Scourfield (55°45'S / 67°20'W)
Heute werden wir Kap Hoorn erobern - segelnd. Wir umrunden den nördlichen Teil 'Isla de Hornos', erreichen so den Pazifik und wenden dann Richtung Osten ab. An Backbord sehen wir die Felsen Kap Hoorns, die steil, unnahbar und unbezwingbar scheinen. Hier stoßen der Pazifik und der Atlantik aufeinander, eine Tatsache die leicht für unruhigen Seegang sorgen kann.
Per Funk nehmen wir letzten Kontakt zu den Leuchtturmwärtern auf. Sie werden an die Marine Zentrale in Puerto Williams durchgeben, daß wir Kap Hoorn umrundet haben. Zeit für ein Glas Champagner oder Pisco Sour - wir haben es geschafft. Sobald wir in den Windschatten der 'Hermite'-Inselgruppe gelangen, kommen wir wieder in ruhigere Gewässer.
'Isla Hornos' ist lediglich 9 km lang und 500 Meter hoch. Die Insel ist Teil der Hermite-Gruppe und typisch für die Vegetation und Fauna dieser Region. Die meisten der auf Feuerland vorkommenden Vögel sind auch hier zu finden und der Kondor, der König der Berge, ist an einigen Tagen ebenso zu beobachten wie der unangefochtene König der Meere, der Wanderalbatros
Das Meer sowie der Himmel um uns herum ist voller Leben. Mit etwas Glück können wir Wale sehen (Fin-, Sei-, oder Orcawale), Commerson- und Dusky-Delphine. Die 'Totorore'-Expedition nannte eine Bucht auf der Insel Herschel 'Caleta Tonina', da hier immer Delphine anzutreffen sind. Auf den nahegelegenen Inseln werden die Strände teilweise durch Seerobben belagert. Mollymauk-Albatrosse, Riesenturmvögel (Giant Petrels), Kormorane, Wildgänse, Raubmöven beherrschen die Lüfte.
Wir lassen die Erlebnisse anderer Segler bei der Umrundung Kap Hoorns an uns Revue passieren. Die meisten Einhandsegler waren ja froh, wenn sie das Kap gar nicht erst sahen, zu viel Landnähe ist bedrängend. Oder Nebel versperrte die Sicht. Wie viele mußten nicht unter Motor laufen, um am Kap vorbei zu kommen....
7. - 8. Tag Puerto Williams (54°56'S / 67°36'W)
Nachdem wir in der Caleta Martial oder Bahia Scourfield unseren Kap Hoorn Erfahrungen nachgeträumt haben und hoffentlich eine gute Nachtruhe hatten, machen wir uns auf den Rückweg Richtung Norden. Der Weg zu den Gletschern der Darwin Kordillere wird ca. 3 Tage in Anspruch nehmen, bis dorthin sind es 150 Seemeilen. Wir gehen an Land und machen uns auf die Suche nach jahrzehnte-alten Spuren der Yamana-Indianer. Hier und da gibt es noch Muschelberge, die von den Indianern stammen sollen. Der Stamm der Yamana war einer von vier Indianerstämmen von Feuerland - Tierra del Fuego. Sie besaßen keine Kleider sondern rieben sich mit Seerobben-Fett ein. Guanaco-Felle benutzten sie als Windschutz. Sie waren hauptsächlich Fischer und bewegten sich in Kanus aus Baumrinde von Insel zu Insel. Auch Kap Hoorn war von ihnen besiedelt. Während die Männer für die Jagd mit dem Speer verantwortlich waren, beherrschten die Frauen das Wasser. Nur sie konnten schwimmen und tauchen. Die Feuerstelle war für sie lebensnotwendig, so führten sie auch immer ein offenes Feuer in der Mitte ihres Kanus mit sich.
Wir passieren Gable Island. Diese Insel war Eigentum von Thomas Bridges gewesen, dem erfolgreichen Missionar und außerordentlichen Kenner der Yamana-Indianer sowie ihrer Sprache ('diese Sprache kennt mehr Wörter als Shakespeare jemals zu Papier bringen konnte'). Beinahe alles, was wir über die Indianer wissen, wissen wir durch ihn. Auf der von ihm und seinen Söhnen gegründeten Harberton-Farm, 3 Meilen nordöstlich, leben noch immer sein Nachfahren.
Auf jeden Fall wollen wir Puerto Williams wieder anlaufen, denn jeder an Bord wird jetzt nach einer Endlosdusche an Bord der 'Micalvi' verlangen. Vielleicht gibt's ja auch Post und frisches Brot.
9. Tag Yendegaia (54°54'S / 68°42'W)
Bis Yendegaia sind es 35 SM. Der 3 Meilen breite Beagle Kanal läßt seine steilen, z.T. schneebedeckten Berghängen auf uns einstürzen, Norwegen erscheint dagegen wie eine Liliputlandschaft. Centolla-Fischer gehen in ihren 5-Meter-Booten ihrem Lebensunterhalt nach, in der Ferne können wir die Gletscher in der Sonne glitzern sehen. Guanacos kommen neugierig zum Uferrand, Kormorane kontrollieren unsere Route. Auf der Isla de los Lobos langweilen sich die Seelöwen. Aber auch hier lassen sich die Kormorane nicht vertreiben.
Ushuaia ('die Bucht, die sich westwärts erstreckt') mit ihren 35.000 Einwohnern die südlichste Stadt der Erde, erhebt sich gegen die steilen Bergwände und erinnert uns daran, daß wir der Zivilisation doch nicht ganz entkommen sind.
Auf der gegenüberliegenden Seite erzählt uns der Kanal der Murray Narrows die Geschichte der ersten großangelegten, aber völlig mißglückten missionarischen Expedition. Die Missionare wurden von 300 Yamana Indianern ermordet, das Schiff geplündert. Und all das unter Anleitung von Jimmy Button, der einer der drei Auserkorenen des Kapitäns Fitzroy gewesen war, der einige Jahre in England erzogen worden und anschließend während der Darwin-Expedition 1830 mit der 'Beagle' hier wieder ausgesetzt worden war. Südlich des Murray-Kanals liegt dann auch 'Isla Button'.
Wahrscheinlich können wir in der Ferne bereits die gewaltigen Ausläufer der Darwin-Kordillere klar erkennen und erahnen, wie sich diese Eismassen langsam gen Meereshöhe voranschieben.
Wir erreichen die Yendegaia Bucht und ankern bei unseren Freunden, den Bewachern einer unbekannten Anzahl von Rindern (ca 20-30.000). Etwas Fleisch gegen Früchte oder Gemüse auszutauschen wird wohl kein Problem sein, denn sie schlachten alle 3 Tage, allein schon um ihre Hundeschar zu versorgen.
10. Tag Caleta Morning (54°56'S / 69°09'W)
Wir passieren 'Punta Divide', wo sich der Beagle Kanal in den 'Brazo del Sudoeste' und 'Brazo del Noroeste'aufteilt. Nach nur kurzer Zeit werden wir den ersten langsam treibenden, kristallblauen Eisfeldern begegnen, die nach ihrem 10.000-jährigen Bestehen nun ihrer aussichtslosen Schmelze entgegentreiben. Die Eislandschaft beherrscht vollkommen. Ein lautes Dröhnen und Zittern läßt darauf schließen, daß ein Gletscher in den Fjorden San Christobal oder Hollanda wieder gekalbt hat. Der eine Gletscher reiht sich hier an den nächsten, der eine bizarrer und gewaltiger als der nächste. Jedesmal wieder denkt man: "Ja, das ist das absolut Schöne!", und wird doch wieder vom folgenden Kunstwerk der Natur eines Besseren belehrt. Wie einfaltslos ist dagegen die menschliche Phantasie. wilde Wasserfälle bahnen sich zwischen den Gletscherspalten ihren Weg.
In der 'Caleta Morning' benutzen wir die Marine-Boje zum Ankern. 'Black shag ducks' brüten zwischen den hohen Klippen, ein Wasserfall wird von einem 30 Meter höher gelegenen See gespeist. Wir halten Ausschau nach Kondors, Kormoranen, Magellan- & Felsenpinguinen, Seerobben und Raubmöven. Einheimische Fischer errichteten in einer Grotte eine Marienkapelle.
11. Tag Ventisquero San Christobal (54°4'7S / 69°37'W)
Den ganzen Tag über halten wir uns zwischen diesem eisigen Schauspiel auf. Wo das Land eisfrei ist, können wir einen Landgang machen. Wir segeln zum Ventisquero San Christobal, gehen vor Anker und arbeiten uns per Schlauchboot dichter an den Gletscher heran. "We gazed in awe at the stupendous display of beauty all around us. The trees on the hillside close by looked too filigreed to be true; the white mountains and gleaming glaciers against a clear sky completed the picture."(The Totorore Voyage)
12. Tag Yendegaia (54°54'S / 68°42'W)
Wir machen uns langsam wieder auf gen Puerto Williams und lassen zum letzten Mal die skurrilen Eisformationen an uns vorbeiziehen. Nochmals wird in der Yendegaia Bucht geankert, 'flightless steamer ducks' zeigen uns nochmals ihre Kunststücke auf dem Wasser, die Fluguntauglichkeit scheint sie nicht zu stören, sie wissen's ja auch nicht besser.
13. Tag Puerto Williams (54°56'S / 67°36'W)
Ankunft in Puerto Williams, letzte Möglichkeit zum Ausflug zu einigen Biberdämmen oder rauf zum 'Pico Navarino', von dem man eine gewaltige Aussicht auf den Beagle Kanal hat. Oder wir arbeiten uns durch das Dickicht des patagonischen Waldes, suchen nach den 'pan dos Indios'. Dies sind pilzartige Parasiten an den Bäumen, die früher von den Indianern für Nahrungszwecke gesammelt wurden. Durch diesen Bewuchs bilden sich an den Stämmen und Ästen Verwachsungen, die nach Abnahme der Rinde (durch mehrstündiges Kochen) die skurrielsten Formen zu Tage bringen.